Schiller-Krimis aus Marbach am Neckar

aus der Presse

Den Mörder verrät er nicht

16.06.2010

Oliver von Schaewen liest vor einem interessierten Publikum aus seinem Krimi »Schillerhöhe«.


Nagold. Angekündigt als »Veranstaltung zum Schillerjahr«, las Oliver von Schaewen in der Buchhandlung Zaiser aus seinem Kriminalroman »Schillerhöhe« und bereitete rund 40 Besuchern einen kurzweiligen, informativen Abend.

aus: Schwäbischer Bote Nagold, 9.10.2009

 

»Ich hoffe, er verrät nicht, wer der Mörder ist«, bangte eine ältere Dame, derweil sie den Klappentext ihres frisch erworbenen Exemplars von Schaewens Erstlingswerk studierte.
Ihre Sorge erwies sich im Verlauf des Abends als unbegründet, allerdings beging der Autor eine andere Sünde: Er las eine kurze Passage aus seinem Buch auf Schwäbisch, was ihm als gebürtigemWestfalen nicht wirklich akzentfrei von den Lippen ging. Allerdings wurde ihm sogleich Absolution aus dem Publikum zuteil. Während er selbst seinen Lapsus als »Todsünde« bezeichnete, stufte ein Zuhörer das Urteil auf den Tatbestand einer »lässlichen Sünde« herab.

Von Schaewens Auditorium erfuhr, dass er die Jahrestage von Schillers Geburtstag und dem Mauerfall bereits im Auge gehabt hatte, als er 2007 mit der Arbeit an »Schillerhöhe « begann. Den Text von »Wilhelm Tell« und Schillers Freiheitsdrang im Hinterkopf habe er sich gefragt, was Marbach ohne Schiller wäre und was der Dichter zu sagen hätte, wenn er von den heutigen Gegebenheiten wüsste. Und so ersann er ein Kriminalstück mit viel Lokalkolorit, in dem es um den Handel mit Originalhandschriften, Behördenfilz und Eifersüchteleien
im Künstlermilieu geht und dessen Spuren bis in die ehemalige DDR zurück reichen. Schauplatz sind die Schiller- Geburtsstadt Marbach und das umliegende Bottwartal.
Im Mittelpunkt stehen das Schillernationalmuseum und das Deutsche Literaturarchiv. Von von Schaewen ermutigt, machten die Zuhörer ausgiebig von der Gelegenheit Gebrauch, ihre Fragen an den Mann zu bringen. Gibt es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen? Bekommt man Ärger, wenn jemand glaubt, sich wiederzuerkennen? Konnte er direkt im Literaturarchiv recherchieren?
Von Schaewen erklärte, dass er die prominenteren Charaktere seines Romans, deren Funktonen es auch im wirklichen Leben gibt, den realexistierenden Amtspersonen diametral entgegengesetzt angelegt habe: »Der Marbacher Bürgermeister kommt im Buch ziemlich wendehälsisch und korrupt rüber, während Herbert Pötzsch, der ja einmal Kreiskämmerer in Calw war, ein feiner Mensch ist.«
Aber auch die Handlung des Krimis schien die Besucher zu interessieren – nach der gut zweistündigen Lesung musste der Autor noch etliche Exemplare der dritten »Schillerhöhe «-Auflage signieren.

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